Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) markiert einen bedeutenden Wendepunkt für Unternehmen in der EU. Mit dieser neuen Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung setzt die Europäische Union ein klares Zeichen: Transparenz und Verantwortungsbewusstsein in ökologischen und sozialen Belangen sind nicht länger eine Kür, sondern werden zur Pflicht. Unternehmen aller Größenordnungen stehen nun vor der Herausforderung, umfassende und vergleichbare Nachhaltigkeitsinformationen bereitzustellen – und das nach den strengen Vorgaben der European Sustainability Reporting Standards (ESRS).
Doch was genau bedeutet das für Ihr Unternehmen? In diesem Artikel erfahren Sie, welche Anforderungen auf Sie zukommen, wer betroffen ist und wie diese Richtlinie als Chance genutzt werden kann, um die eigene Marktposition zu stärken und Vertrauen bei Ihren Stakeholdern aufzubauen.
Inhalte auf einen Blick
Was genau beinhaltet das CSRD-Reporting?
Hier kommen wir zur Frage „Was ist die CSRD?“. Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) bringt erhebliche Veränderungen in der Art und Weise, wie Unternehmen über ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten berichten müssen. Diese neuen Anforderungen zielen darauf ab, eine höhere Transparenz und Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeitsinformationen in der gesamten Europäischen Union zu gewährleisten.
Die Anforderungen der CSRD sind in der DIN ISO 26000 verankert, die als international anerkannter Leitfaden für soziale Verantwortung und nachhaltiges Wirtschaften dient. Diese Norm bietet eine strukturierte Grundlage für die Umsetzung der CSRD-Vorgaben und hilft Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsstrategien umfassend zu integrieren und zu berichten. Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) kann ebenfalls als hilfreiches Instrument zur systematischen Dokumentation und Kommunikation von Nachhaltigkeitsmaßnahmen genutzt werden. Weitere praktische Ansätze zur Umsetzung dieser Standards finden Sie in unserem Blogartikel „Nachhaltigkeitsmanagement im Mittelstand: 6 bewährte Strategien für den Weg von der Theorie in die Praxis“.
Hier eine Übersicht, was das Reporting konkret umfasst:
- Treibhausgasemissionen: Detaillierte Angaben zu den Emissionen des Unternehmens, einschließlich der Maßnahmen zur Reduktion dieser Emissionen.
- Ressourcennutzung: Bericht über den Einsatz von Wasser, Energie und Rohstoffen, einschließlich der Effizienzmaßnahmen und des Einsatzes erneuerbarer Energien.
- Abfallmanagement: Informationen zur Entstehung, Behandlung und Vermeidung von Abfällen sowie zu Recycling- und Kreislaufwirtschaftskonzepten.
- Soziale Aspekte: Angaben zu den Arbeitsbedingungen, Menschenrechten und sozialen Standards entlang der gesamten Lieferkette.
- Governance und Unternehmensführung: Darstellung der Unternehmensstrukturen und -prozesse, die sicherstellen, dass Nachhaltigkeitsziele erreicht werden.
- Risiken und Chancen: Bewertung der wesentlichen Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen, die das Unternehmen betreffen, und wie diese strategisch gemanagt werden.
- Langfristige Ziele und Strategien: Darstellung der langfristigen Nachhaltigkeitsziele und der Maßnahmen, die zur Erreichung dieser Ziele ergriffen werden.
Die wachsende Bedeutung der CSRD Nachhaltigkeitsberichterstattung für Ihr Unternehmen
Mit der Einführung der CSRD setzt die Europäische Union ein klares Zeichen: Nachhaltigkeit ist nicht mehr optional, sondern Pflicht. Unternehmen sind jetzt dazu aufgefordert, ihre ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Aktivitäten umfassend und transparent zu dokumentieren. Diese neuen Anforderungen gehen weit über die bisherige Berichterstattung hinaus und fordern Unternehmen heraus, Nachhaltigkeit in allen Geschäftsbereichen zu verankern.
Für verschiedene Unternehmen bringt das Reporting unterschiedliche Herausforderungen mit sich. Beispielsweise rücken in der Gebäudereinigungsbranche Aspekte wie der effiziente Einsatz von Wasser, der Gebrauch umweltfreundlicher Reinigungsmittel und faire Arbeitsbedingungen stärker in den Fokus. Oder auch die Senkung des Energieverbrauchs im Dentalbereich durch den Einsatz energieeffizienter Geräte, die CO₂-Reduktion durch Tourenplanung, E-Mobilität, nachhaltige Verpackungen, Abfallminimierung und durch gesundheitsbewusste Arbeitsbedingungen. Diese Aspekte zeigen, dass Nachhaltigkeitsmanagement kein theoretisches Konzept ist, sondern tief in die DNA und tägliche Praxis eines Unternehmens eingreift.
Unternehmen, die diese Anforderungen ernst nehmen, können weit mehr als nur gesetzliche Vorgaben erfüllen, sondern darüber hinaus das Vertrauen ihrer Stakeholder stärken und sich im Wettbewerb abheben. Das CSRD-Reporting bietet somit die Chance, Nachhaltigkeit für alle Seiten als strategischen Vorteil zu nutzen und das Unternehmen zukunftssicher aufzustellen. Was genau das für Ihr Unternehmen bedeuten kann, beleuchten wir in diesem Artikel genauer.
Neu im Fokus: Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse
Die CSRD bringt eine neue, erweiterte Perspektive in die Nachhaltigkeitsberichterstattung ein – die doppelte Wesentlichkeitsanalyse. Damit geht das weit über bisherige Ansätze hinaus und fordert eine tiefere Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensprozesse.
Was bedeutet doppelte Wesentlichkeit?
Diese erweiterte Perspektive verpflichtet Unternehmen, sowohl die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft (Inside-Out-Perspektive) als auch die Auswirkungen externer Nachhaltigkeitsfaktoren auf das Unternehmen selbst (Outside-In-Perspektive) systematisch zu bewerten.
- In der Inside-Out-Perspektive analysieren Unternehmen, wie ihre Aktivitäten – etwa der Energieverbrauch, die Emissionen oder die sozialen Bedingungen in der Lieferkette – die Umwelt und Gesellschaft beeinflussen. Diese Analyse hilft dabei, Verantwortungsbereiche zu identifizieren und Maßnahmen zur Minimierung negativer Auswirkungen zu entwickeln.
- Gleichzeitig fordert die Outside-In-Perspektive eine Betrachtung der externen Einflüsse, die das Unternehmen selbst betreffen. Dazu gehören unter anderem der Klimawandel, neue regulatorische Anforderungen oder sich verändernde gesellschaftliche Erwartungen. Diese Faktoren können das Geschäftsmodell, die Rentabilität und die langfristige Strategie des Unternehmens erheblich beeinflussen.
Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse verknüpft somit externe Risiken und Chancen mit der internen Verantwortung eines Unternehmens und bietet eine umfassende Grundlage für nachhaltige Entscheidungen.
Umsetzung der doppelten Wesentlichkeitsanalyse in Unternehmen
Die Umsetzung der doppelten Wesentlichkeitsanalyse erfordert eine systematische Vorgehensweise, bei der relevante Daten gesammelt und bewertet werden. Unternehmen müssen dabei sowohl interne als auch externe Stakeholder einbinden, um ein vollständiges Bild der wesentlichen Themen zu erhalten. Die Ergebnisse dieser Analyse fließen dann in die strategische Planung und Berichterstattung ein. Für eine praxisnahe Umsetzung können Sie sich an der Checkliste weiter unten orientieren, die Ihnen konkrete Schritte zur Durchführung der Wesentlichkeitsanalyse aufzeigt.
Wann ist ein Unternehmen zur Berichterstattung nach CSRD verpflichtet?
Ab 2025: Große börsennotierte Unternehmen von öffentlichem Interesse – darunter gelistete Firmen, Banken und Versicherungen – mit mehr als 500 Mitarbeitern müssen ab 2025 gemäß den neuen CSRD-Vorgaben und den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) berichten.
Ab 2026: Große haftungsbeschränkte Unternehmen, die in zwei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren mindestens zwei der folgenden Schwellenwerte überschreiten, sind ab 2026 zur Berichterstattung verpflichtet:
- Umsatzerlöse: 50 Millionen Euro
- Bilanzsumme: 25 Millionen Euro
- Durchschnittlich 250 Arbeitnehmer
Ab 2027: Alle kleinen und mittelgroßen börsennotierten Unternehmen müssen ab 2027 die CSRD-Vorgaben erfüllen. Allerdings können diese Unternehmen für die Geschäftsjahre 2026 und 2027 einen Aufschub beantragen, sofern dies im Lagebericht ordnungsgemäß erklärt und begründet wird. Für diese Unternehmen gelten außerdem verkürzte Berichtsstandards, die sogenannten LSME-Standards, die voraussichtlich am 30. Juni 2026 veröffentlicht werden.
Ab 2029: Auch Drittstaatenunternehmen mit Tochtergesellschaften oder Zweigniederlassungen in der EU sind ab 2029 zur Berichterstattung verpflichtet, sofern bestimmte Kriterien erfüllt sind und Schwellenwerte überschritten werden.
Eine kurze Kosten-Nutzen-Abwägung
Die Implementierung der CSRD bringt sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich. Zweifellos sind Umweltschutz und nachhaltiges Wirtschaften nicht zum Nulltarif zu haben. Aber in den meisten Fällen übersteigt der Nutzen die Kosten.
Kosten der Implementierung: Die Einführung erfordert Investitionen in die Anpassung interner Prozesse, Schulungen und idealerweise externe Beratung.
Nutzen für das Unternehmen: Die Vorteile der CSRD reichen weit über die reine Compliance hinaus und umfassen mehrere wichtige Bereiche:
- Langfristige Geschäftsentwicklung: Durch die Integration von Nachhaltigkeitszielen in die Unternehmensstrategie und die regelmäßige Überprüfung dieser Ziele kann die CSRD dazu beitragen, die langfristige Stabilität und das Wachstum des Unternehmens zu sichern.
- Wettbewerbsfähigkeit und Marktchancen: Durch transparente Berichterstattung können Unternehmen ihre Position im Markt stärken und neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen. Nachhaltigkeit wird zunehmend zu einem entscheidenden Kriterium bei der Auswahl von Geschäftspartnern und Investitionsentscheidungen.
- Risikominimierung: Eine systematische Nachhaltigkeitsberichterstattung hilft Unternehmen, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und zu managen. Dies reduziert das Risiko von Reputationsschäden und rechtlichen Konsequenzen.
- Zugang zu Kapital: Investoren legen immer mehr Wert auf Nachhaltigkeitsaspekte. Eine solide CSRD-Berichterstattung kann den Zugang zu Kapital erleichtern, indem sie das Vertrauen von Investoren und Kreditgebern stärkt.
- Kundenerwartungen und Loyalität: Transparente Nachhaltigkeitspraktiken erfüllen die steigenden Erwartungen der Kunden und können deren Loyalität fördern. Unternehmen, die Nachhaltigkeit ernst nehmen, gewinnen zunehmend das Vertrauen und die Präferenz der Verbraucher.
- Mitarbeiterbindung und -gewinnung: Eine klare Positionierung in Sachen Nachhaltigkeit kann die Attraktivität des Unternehmens für qualifizierte Arbeitskräfte erhöhen und die Mitarbeiterbindung stärken, da immer mehr Arbeitnehmer in Unternehmen mit starken ethischen Werten arbeiten möchten.
Praktische Checkliste für die Vorbereitung auf die CSRD
Für mittelständische Unternehmen wie die Gebäudereinigungsbranche ist die Entwicklung und Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie keine Option, sondern eine Notwendigkeit, um in einer sich wandelnden Welt bestehen zu können. Nachhaltigkeit ist eng mit der Zukunftsfähigkeit von Unternehmen verknüpft und wirkt sich auf alle Bereiche – von der Wettbewerbsfähigkeit über das Risikomanagement bis hin zur Mitarbeiterzufriedenheit – positiv aus.
Eine klare und konsequente Nachhaltigkeitsstrategie ist daher nicht nur ein Beitrag zum Umweltschutz und zur sozialen Gerechtigkeit, sondern auch ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die langfristige Stabilität und das Wachstum mittelständischer Unternehmen.
Checkliste für freiwillige die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts gemäß der CSRD Standards:
1. Vorbereitung und Planung:
- Zieldefinition: Setzen Sie klare Ziele für den Nachhaltigkeitsbericht und identifizieren Sie die relevanten Stakeholder.
- Projektmanagement: Erstellen Sie einen detaillierten Zeitplan mit Meilensteinen und weisen Sie Verantwortlichkeiten zu.
- Schulungen und Sensibilisierung: Bilden Sie das Berichterstattungsteam zu den Anforderungen weiter und sensibilisieren Sie alle relevanten Abteilungen.
2. Datenerhebung und Analyse:
- Bestandsaufnahme: Ermitteln Sie alle relevanten Datenquellen innerhalb des Unternehmens und überprüfen Sie die Qualität der vorhandenen Daten.
- Materialitätsanalyse: Führen Sie eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse durch, um die wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen zu bestimmen, und binden Sie Stakeholder in diesen Prozess ein.
- Datenquellen und -systeme: Etablieren Sie zuverlässige Prozesse und Systeme zur Datenerhebung, um Konsistenz und Vergleichbarkeit der Daten sicherzustellen.
3. Berichtserstellung und Validierung:
- Berichtsstruktur: Definieren Sie eine klare Gliederung für den Nachhaltigkeitsbericht und integrieren Sie die Anforderungen der ESRS.
- Inhaltliche Anforderungen: Stellen Sie sicher, dass alle relevanten Themen wie Treibhausgasemissionen, soziale Aspekte und Governance abgedeckt sind.
- Prüfung und Validierung:
- Interne Validierung: Führen Sie interne Reviews durch, um sicherzustellen, dass der Bericht den gesetzlichen Anforderungen entspricht. Lassen Sie den Bericht vom Management freigeben.
- Externe Überprüfung: Lassen Sie den Bericht von einem externen Auditor oder Dritten prüfen, um die Korrektheit und Transparenz der Angaben sicherzustellen. Dies stärkt die Glaubwürdigkeit des Berichts und erhöht das Vertrauen der Stakeholder.
4. Kommunikation und Veröffentlichung:
- Berichtsformat: Entscheiden Sie über das Format (digital / gedruckt) und die Struktur des Berichts, wobei Barrierefreiheit und Nutzerfreundlichkeit berücksichtigt werden sollten.
- Veröffentlichung: Stellen Sie den Bericht fristgerecht bereit und machen Sie ihn für alle relevanten Stakeholder zugänglich.
- Kommunikationsstrategie: Entwickeln Sie eine Strategie, um den Nachhaltigkeitsbericht effektiv zu kommunizieren, z.B. über Ihre Website, Social Media und Pressemitteilungen.
5. Nachbereitung und kontinuierliche Verbesserung:
- Feedback einholen: Sammeln Sie nach der Veröffentlichung Feedback von Stakeholdern und nutzen Sie dieses zur Verbesserung künftiger Berichte.
- Prozessoptimierung: Überprüfen Sie den gesamten Berichterstattungsprozess auf Effizienz und Genauigkeit und nehmen Sie Anpassungen vor, wo nötig.
Machen Sie Ihr Unternehmen fit für die Zukunft
Die Anforderungen der CSRD stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen, bieten aber auch eine enorme Chance, sich als verantwortungsvoller Marktteilnehmer zu positionieren und langfristige Wettbewerbsvorteile zu sichern. Die systematische Umsetzung der Anforderungen erfordert eine sorgfältige Planung und fundiertes Fachwissen.
Wenn Sie sicherstellen möchten, dass Ihr Unternehmen die gesetzlichen Vorgaben erfüllt und von den Vorteilen einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie profitiert, ist es meist sinnvoll, sich auf diesem Weg von erfahrenen Beratern begleiten zu lassen. Ob es um die Durchführung einer doppelten Wesentlichkeitsanalyse, die Optimierung Ihrer Berichterstattungsprozesse oder die Vorbereitung auf externe Audits geht – wir stehen Ihnen mit unserer Expertise sowie unserer TÜV-Zertifizierung im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement zur Seite.
Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, Ihr Unternehmen zukunftssicher und nachhaltig aufzustellen. Kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches Beratungsgespräch und erfahren Sie, wie wir Sie auf Ihrem Weg zur erfolgreichen CSRD-Berichterstattung unterstützen können.